Die Bibel auf Tschechisch – die Olmützer Bibel
Die Loslösung von der kirchenslawischen Liturgie führte bereits im 13. Jahrhundert zu den ersten alttschechischen Bibelübersetzungen. Zunächst nur mündlich tradiert, kam es erst in den 1380er Jahren durch Angehörige des Dominikanerordens zu einer schriftlichen Fixierung. Vollständige Bibelhandschriften aus dem 14. Jahrhundert bilden die Ausnahme; die in dieser Zeit gefertigte sogenannte Dresdener Bibel verbrannte 1914, ist aber in Auszügen noch als Faksimile einsehbar. Aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts sind jedoch zwei "Vollbibeln" der sogenannten ersten Redaktion erhalten: die Leitmeritzer-Wittingauer Bibel (1411–1414) und die Olmützer Bibel (1417). Ende des 14. Jahrhunderts wurde das NT neu übersetzt und das AT in Teilen überarbeitet, an dieser zweiten Redaktion war vermutlich der Vor-Reformator Jan Hus beteiligt; sie ist jedoch nicht handschriftlich belegt. Die dritte Redaktion (Padeřov-Bibel aus den Jahren 1432–35) wurde systematisch nach der Vulgata redigiert. Eine vierte Redaktion fand am Ende des 15. Jahrhunderts statt. Aus diesem Zeitraum sind an die 30 Handschriften überliefert. Hier zu sehen ist die Eröffnungsseite der Olmützer Bibel von 1417 (Olomouc, sign. M III 1/I, fol. 1r).
Die Bibel auf Tschechisch – Sie hören eine Lesung aus der Olmützer Bibel (Gn 1,1–2,2)
Gelesen von Blanka Hejtmánková (bereitgestellt von RIDICS, Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Institut für die Tschechische Sprache)
⇒Gn 1,1–2; 2: Der Beginn des "Buches der Bücher" erzählt davon, wie Gott die Welt in sechs Tagen erschuf und am siebten Tage ruhte. Gleich zweimal wird die Erschaffung des Menschen beschrieben: In Gn 1,27 heißt es, dass Gott den Menschen als Mann und Frau nach seinem Ebenbild schuf. In einem zweiten Schöpfungsbericht des Menschen in Gn 2 erfahren wir dann, wie dies vonstatten ging: Gott formte den Mann aus Staub und Lehm (Gn 2,7) und die Frau aus der Rippe des Mannes (Gn 2,22).
(Gelesen aus: Olomouc, sign. M III 1/I; 1r–1v)
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