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„Der Österreichische Bibelübersetzer“

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Die Bibel auf Althochdeutsch – das St. Galler Paternoster und die Monseer Fragmente

Das Althochdeutsche wurde etwa zwischen 7­50 ­und 1050 verwendet. Nur wenige Textzeugnisse haben sich aus der ältesten schriftlich überlieferten Sprachform des Deutschen erhalten. Nur vereinzelt finden sich weltliche Dichtungen wie etwa das HildebrandsliedErhalten haben sich vor allem geistliche Texte, wie beispielsweise der Althochdeutsche Tatian aus dem 9. Jahrhundert, der eine lateinisch-althochdeutsche Fassung der Evangelienharmonie Tatians bietet, eines syrisch-christlichen Schriftstellers des 2. Jahrhunderts. Links zu sehen ist hier das St. Galler Paternoster, also ein Vaterunser, das zusammen mit der Übersetzung des Credo, des Glaubenbekenntnisses, am Ende der ältesten althochdeutschen Handschrift eingetragen ist, die im ausgehenden 8. Jahrhundert angefertigt wurde und den Abrogans, ein lateinsch-deutsches Glossar enthält (St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 911, p. 322 – Abrogans – Vocabularius, www.e-codices.ch). Rechts daneben ist die erste Seite des Matthäus-Evangeliums aus den Monseer Fragementen zu sehen, den Resten der einzigen erhaltenen lateinisch-deutschen Sammelhandschrift des Frühmittelalters. Von der um 810 im Kloster Mondsee in Oberösterreich entstandenen Handschrift sind noch Übersetzungen des Matthäusevangeliums, mehrere Predigten und das Traktat De fide catholica des Isidor von Sevilla erhalten (Hannover, Landesbibl., Ms. I20b, fol. 1r).

Sie hören Lesungen auf Althochdeutsch aus dem St. Galler Paternoster und den Monseer Fragmenten

Gelesen von Dr. Torsten Woitkowitz und Dr. Brigitte Bulitta (Akademienvorhaben "Althochdeutsches Wörterbuch", Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig)


⇒Mt 6,9–13: Fater unseer, thu pist in himile, uuihi namun dinan, qhueme rihhi diin, uuerde uuillo diin so in himile, sosa in erdu. prooth unseer emezzihic kip uns hiutu. oblaz uns sculdi unseero, so uuir oblazem uns sculdikem. enti ni unsih firleiti in khorunka. uzzer losi unsih fona ubile – so klingt das Vaterunser aus Matthäus 6,9–13 auf Althochdeutsch im St. Galler Paternoster.


(Gelesen aus dem St. Galler Paternoster in St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 911)

⇒Mt 12,1–14: Sie hören aus dem Matthäusevangelium Das Ährenraufen am Sabbat (Mt 12,1–8) und Die Heilung eines Mannes am Sabbat (Mt 12,9–14). 


(Gelesen aus dem Teil des Monseer Fragments, das heute in Hannover aufbewahrt wird; Hannover, Landesbibl., Ms. I20b).