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„Der Österreichische Bibelübersetzer“

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Die Bibel auf Kirchenslawisch – der Codex Zographensis

Das Kirchenslawische (auch Altslawisch, -bulgarisch, -makedonisch) ist bis heute die in der Liturgie verwendete Sprache vieler byzantinisch-orthodoxer Kirchen. Da es ausschließlich im kirchlichen Kontext verwendet wird, spricht man von einer Sakralsprache. Die Entstehung hängt eng mit der Missionierung osteuropäischer Landstriche durch das byzantinische Reich zusammen. Im Jahre 863 entsandte der Patriarch Photios I. die gelehrten Brüder Konstantin (später Kyrill) und Methodios mit dem Auftrag, im Land der Mährer die Einwohner zum christlichen Glauben zu bekehren. Für diesen Zweck übersetzten sie aus dem Koine-Griechischen die Evangelien, den Psalter und andere liturgische Schriften in eine slawische Sprache und konzipierten hierfür eigens eine phonetische Schrift (Glagoliza, Vorgänger des Kyrillischen). Die ältesten Handschriften stammen aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Die dort noch fehlenden Bücher wurden im Laufe der Zeit übersetzt. Die erste erhaltene "Vollbibel", die Gennadius-Bibel, stammt aus dem Ende des 15. Jahrhundert. 
Eines der bedeutendsten Denkmäler des Altkirchenslawischen ist der Codex Zographensis, der um die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts im Land der Mährer (im heutigen Tschechien) entstanden sein muss. Enthalten ist ein Tetraevangeliar, also die vier Evangelien in der Reihenfolge der Bibel. Gefunden wurde der Codex von dem russischen Forscher Peter Sevastyanov 1859 auf dem Berg Athos. Hier zu sehen ist das zweite Kapitel des Lukasevangeliums in dieser Handschrift (The National Library of Russia, Zograf monastery, Ms. глаг. 1, 138r, 138v).

Die Bibel auf Kirchenslawisch – Sie hören eine Lesung aus dem Codex Zographensis (Lc 2,21–40)

Gelesen von Anna Jouravel (Seminar für Slavistik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) 

⇒Lc 2,21–40: Im zweiten Buch des Evangelisten Lukas wird in den Versen 1–20 die Geburt Jesu ("Weihnachtsgeschichte") erzählt, in den darauf folgenden Versen 21–40 hören hören wir von Jesu Beschneidung und von der Darstellung Jesu im Tempel  in Jerusalem (rituelle Heiligung des Erstgeborenen). Dort erkennen ein alter und weiser Mann mit Namen Simeon und die Prophetin Hanna in Jesus den angekündigten Messias und loben Gott dafür.


(Gelesen aus dem Codex Zographensis, The National Library of Russia, Zograf monastery, Ms. глаг. 1)