Die Bibel auf Griechisch – die Septuaginta
Mit Septuaginta wird eine ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. entstandene Sammlung jüdischer Schriften in griechischer Sprache bezeichnet. Ihren Namen Septuaginta, lat. für ‚siebzig‘, verdankt sie der Entstehungslegende des griechischen AT: So wird erzählt, dass im antiken Alexandria 72 jüdische Übersetzer die Tora, also die fünf Bücher Mose, in 72 Tagen auf wundersame Weise gleichlautend ins Griechische übersetzt hätten. Die Zahl 72 wurde auf 70 abgerundet und wird oft mit der römischen Zahl LXX (70) abgekürzt. Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung Septuaginta lediglich auf die Übersetzung der Tora. Später wurde der Begriff auf alle Versionen des griechischen AT ausgeweitet. Sie ist die älteste durchgehende Bibelübersetzung überhaupt. In den ersten Jahrhunderten des Christentums war sie die hauptsächliche Textgrundlage und ist dies in der Liturgie der griechisch-orthodoxen Kirche bis heute. Die römisch-katholische Kirche benutzte dagegen über mehr als ein Jahrtausend sowohl die Septuaginta als auch die Vulgata, die lateinische Übersetzung der Bibel vom Kirchenvater Hieronymus. Von den frühen jüdischen Übersetzungen sind nur wenige Handschriftenfragmente überliefert. Die Septuaginta ist heute hauptsächlich als christliche Schriftüberlieferung erhalten. Hier zu sehen ist die Eröffnungsseite aus der ältesten vollständigen griechischen Handschrift aus dem 4. Jahrhundert, dem Codex Vaticanus Graecus (Codex Vaticanus Graecus 1209, fol. 1r).
Die Bibel auf Griechisch – Sie hören eine Lesung aus der Septuaginta (Gn 22,1-19)
Gelesen von Dr. Annette von Stockhausen (Akademienvorhaben "Die alexandrinische und antiochenische Bibelexegese in der Spätantike", Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)
⇒Gn 22,1–19: Erzählt wird eine grauenhafte Geschichte, die dann doch gut endet: Gott testet die Treue Abrahams und fordert ihn auf, seinen einzigen Sohn Isaac zu opfern. Traurig macht sich der treue Abraham mit seinem Sohn daher auf den Weg zu dem Ort, den ihm Gott für die Darbringung der Opfergabe genannt hat. Der kleine Isaac ahnt nichts, trägt sogar das Feuerholz für die Opferung den Berg hinauf. Seine Frage nach dem fehlenden Opfertier wird ihm vom Vater ausweichend beantwortet. Dass er es sein soll, wird ihm aber doch bald klar: Auf dem aufgeschichteten Feuerholz gefesselt, hält ihm Abraham das Messer an die Kehle. Erst im allerletzten Moment schickt Gott seinen Engelsboten und verhindert das grausame Opfer: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.
(Gelesen aus dem Codex Vaticanus Graecus 1209)