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„Der Österreichische Bibelübersetzer“

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Die Bibel auf Ungarisch – die Hussitenbibel

Die um 1436/1439 entstandene sogenannte Hussitenbibel ist die älteste Bibelübersetzung in ungarischer Sprache. Als Übersetzer gelten Tamás Pécsi (Thomas de Quinque Ecclesiis) und Bálint Újlaki (Valentinus de Ilok). Sie waren um 1400 als Studenten in Prag (Böhmen) mit den Lehren des Jan Hus in Berührung gekommen. Der Theologe und Prediger Jan Hus, inspiriert von den Lehren John Wyclifs, kritisierte den Klerus scharf für dessen auschweifende Lebensweise, erklärte die Bibel zur einzigen Autorität in Glaubensfragen und trat für den Gottesdienst in der Landessprache ein. Nach der Verurteilung zum Tod auf dem Konstanzer Konzil wurde Jan Hus am 6. Juli 1415 zusammen mit seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seine Lehren lebten aber in der reformatorischen Bewegung der Hussiten weiter. Tamás Pécsi und Bálint Újlaki fertigten im Exil in Syrmien (Fürstentum Moldau) ihre ungarische Übersetzung der Bibel an. Von dieser Hussitenbibel sind lediglich drei Teilstücke bekannt, die sich in drei Kodizes erhalten haben: der Wiener Kodex (heute in Budapest) mit Exzerpten aus dem Alten Testament, dem Apor-Kodex in Sfântu Gheorghe (Rumänien) mit der Übersetzung der 150 Psalmen und dem Münchner Codex. Im Münchner Codex, laut Kolophon 1466 von György Németi in Târgu Trotus (Rumänien) gefertigt, sind ein Kalender und die ungarische Evangelienübersetzung enthalten. Zierinitialen sowie den Text umfassende stilisierte Blatt- und Blütenranken schmücken die Anfangsseiten der Evangelien. Hier zu sehen ist Kapitel 11 des Johannesevangeliums, Textgrundlage der Hörprobe (BSB, Cod. hung. 1, fol. 96v).

Die Bibel auf Ungarisch – Sie hören eine Lesung aus der Hussitenbibel (Io 11,1–45)

Gelesen von Dr. Ferenc Sipos (Universität Debrecen, Fakultät für Rechtswissenschaften, Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminologie; vermittelt durch Dr. Katalin Gönczi, Akademienvorhaben "Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas", Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig)


⇒Io 11,1–45: Aus dem 11. Kapitel des Johannesevangeliums hören Sie von der Auferweckung des Lazarus. Er und seine Schwestern Marta und Maria von Betanien gehören zum näheren Gefolge Jesu. Es ist die letzte Wundertat, die Jesus vor seiner Passion vollbringt.


(Gelesen aus dem Münchner Codex: BSB, Cod. hung. 1)